Region Schwarzwald-Baar-Heuberg

1 Räumliche Ausdehnung und Bevölkerung
2 Landschaft
3 Geologie
4 Hydrogeologie und Grundwasserbeschaffenheit
5 Struktur der Wasserversorgung
6 Sanierung des Wasserwerks Keckquellen

 

1 Räumliche Ausdehnung und Bevölkerung

Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg umfasst die drei Landkreise Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar-Kreis mit Villingen-Schwenningen. Sie reicht von Sulz am Neckar im Norden bis zur schweizerischen Grenze bei Blumberg im Süden. In Ost-West-Richtung erstreckt sie sich von Furtwangen bis nach Friedingen an der Donau.


Abb. 1: Region Schwarzwald-Baar-Heuberg

Die aktuellen Bevölkerungszahlen der Landkreise und der Region (Stand 31.12.2001) können der folgenden Tabelle entnommen werden:

Tabelle 5: Daten der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg

 
Einwohner-
zahl
Einwohner-
dichte
Fläche in km2
Gemeinden
Landkreis Rottweil
140.873
183
770
22
Schwarzwald-Baar-Kreis
210.347
205
1.025
20
Landkreis Tuttlingen
132.916
181
734
35
Region Schwarzwald-
Baar-Heuberg
484.136
191
2.529
77


Im Vergleich zu Baden-Württemberg mit einer Fläche von 35.751 km², 10.524.415 Einwohnern und 1.111 Gemeinden, besitzt die Region Schwarzwald-Baar-Kreis 7,1 % der Fläche, 4,6 % der Einwohner und 6,9 % der Gemeinden. Die Bevölkerungsdichte ist deutlich geringer als der Landesmittelwert von 294 Einwohnern pro km².

 

2 Landschaft

Kerngebiet der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg ist die Baar, eine Hochebene auf etwa 700 m über dem Meer. Sie ist eingezwängt zwischen den beiden großen Mittelgebirgen des Landes, dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb. Diese Gebirge kommen sich im Süden der Region so nahe, dass zwischen Hüfingen und Blumberg ein Höhenrücken die Mulde der Baar begrenzt.

Auch nördlich von Schwenningen steigt das Gelände an und macht die Baar so zu einer riesigen Schüssel aus der lediglich der Neckar nach Norden und die Donau nach Osten in engen Tälern hinausfließen.

Hier fließt bei entsprechenden Wetterlagen die an den Talhängen entstandene Kaltluft zusammen und staut sich in der Ebene um Donaueschingen. Deshalb werden hier regelmäßig die tiefsten Temperaturen des Landes gemessen, häufig niedriger als auf dem fast 800 m höher gelegenen Gipfel des Feldbergs.
Auf der Baar, im Schwenninger Moos, entspringt auch der Neckar. Die kontinentale Wasserscheide zwischen Nordsee (Rhein) und Schwarzem Meer (Donau) wechselt hier von der Schwäbischen Alb über in den Schwarzwald. Sie durchquert das Schwenninger Moos, das damit sowohl zum Rhein wie auch zur Donau entwässert.

Im Norden geht die Baar über in das Heckengäu, den südlichen Ausläufer der sogenannten Gäulandschaft, einem sanft gewellten Landstrich, der sich zwischen Schwarzwald und Alb auffächert und bis ins Kraichgau und ins Hohenlohische reicht. Diese Landschaft wird vom Neckar durchschnitten, der gleich hinter Schwenningen in ein enges und tiefes, von Kalkfelsen gesäumtes Tal eintritt, das er erst oberhalb von Tübingen wieder verlässt.

Im Westen reicht die Region bis auf die Höhen des mittleren Schwarzwaldes, der hier in der Gegend des Brend und des Rohrhardsberges bei Furtwangen auf 1.150 m ü. NN reicht. Selbst die Passhöhen in Richtung Westen liegen hier bei 1.000 m ü. NN.

Dort entspringen die beiden Quellflüsse der Donau, Brigach und Breg. Und Lokalpatrioten streiten seit Jahrzehnten mehr oder weniger ernsthaft, welches denn nun die "richtige" Quelle der Donau sei.

Im Südwesten der Region, dort wo die Schwarzwaldflüsse die Donau speisen, hat der "Wald" das Aussehen eines durchaus sanften Mittelgebirges. Die Donau bei Donaueschingen fließt aber auch auf stolzen 670 m ü. NN während das Rheintal bei Kehl auf etwa 140 m ü. NN liegt.

Bei Triberg und Schramberg, wo die Flüsse zum Rhein fließen, haben sich deshalb enge und tiefe Täler mit steilen Flanken gebildet, die der Landschaft ein fast alpines Aussehen geben. Als besonders bemerkenswert seien nur die Triberger Wasserfälle erwähnt.

Den östlichen Rand der Region bildet die Schwäbische Alb. Von Tälern stark gegliedert ist der große Heuberg. Dahinter ragt der Albtrauf auf, besonders eindrucksvoll am Klippeneck oberhalb von Spaichingen. Hier ist auch die höchste Erhebung der ganzen Schwäbischen Alb, der Lemberg mit 1.015 m ü. NN, gekrönt natürlich - wie übrigens auch der Brend - von einem Aussichtsturm.

Schon kurz hinter Donaueschingen tritt die Donau in die Schwäbische Alb ein, wo sie ein steiles und enges Tal gebildet hat, das erst bei Sigmaringen endet.

Nur südlich der Donau trifft man in der Region auf die typische Albhochfläche, die hier sanft zum nahen Bodensee hin abfällt.

 

3 Geologie

Genauso interessant und abwechslungsreich wie die Landschaft ist der geologische Aufbau der Region. Denn hier finden sich auf engstem Raum die ganzen Bestandteile des "Südwestdeutschen Schichtstufenlandes" wieder. Beginnen wir ganz im Westen, wo der Schwarzwald am höchsten ist. Hier, in der Umgebung von Furtwangen und Triberg, besteht das Gebirge aus Gneis und Granit.


Abb. 2: Geologische Karte der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg

Auf diesem Grundgebirge liegt der Buntsandstein auf. Da die Schichten in der Region mit etwa 1 - 2° nach Osten bis Südosten einfallen, schließt sich also der Buntsandstein an der Oberfläche im Osten an.

Als zweite Triasformation kommt nach Osten (und somit nach oben) der Muschelkalk an. Diese beiden Gesteine sind ziemlich hart und setzen der Erosion einen entsprechenden Widerstand entgegen. Sie bilden daher auch die steilen Flanken der Täler der Brigach, der unteren Breg und die geradezu schluchtartigen Täler um Schramberg. Auch der Neckar hat sein enges Tal in den Muschelkalk geschnitten.

Als Dritter im Bunde der Trias bildet der Keuper mit seinen verschiedenen meist weicheren Schichten das flachere Land der Baar und des Heckengäus.

Diese Abfolge der Schichten ist besonders eindrucksvoll in der Wutachschlucht zu sehen. Einst floss der Fluss vom Feldberg kommend bei Blumberg geradeaus weiter nach Osten Richtung Tuttlingen. Vor etwa 70.000 Jahren aber, während der letzten Eiszeit, bahnte er sich seinen Weg nach Süden zum Rhein, der hier bei Waldshut-Tiengen reichlich 250 m tiefer liegt als das alte Wutachtal. Mit dieser "Reliefenergie" schnitt sich dann die Wutach - beim Verlassen des Titisees heißt sie aus naheliegenden Gründen noch Gutach - durch die gesamten geologischen Aufbau durch und bildete eine überwältigende Schlucht. Sie hinterließ das bei Blumberg "geköpfte" Tal der Aitrach.

Auf die Trias folgt der Jura, dessen jüngste und damit oberste Gruppierung, der Weiße Jura, in der Landschaft am deutlichsten hervortritt. Denn er bildet den Albtrauf, die höchsten Erhebungen der Alb sowie die vorgelagerten Zeugenberge. Er bildet aber auch die Weite der Albhochfläche, die wir in der Region vor allem südlich und östlich von Tuttlingen finden.

Um die Reise durch die Geologie des Landes abzuschließen: Im Südosten der Region finden wir noch tertiäre Sedimente des Molassemeeres, Reste von Endmoränen der Riss-Eiszeit und alte Vulkane, wie sie auch den Hegau bilden: Eindrucksvoll gelegen der Wartenberg bei Geisingen.

Somit findet sich in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg praktisch der gesamte geologische und erdgeschichtliche Aufbau des Landes im Kleinen wieder.

 

4 Hydrogeologie und Grundwasserbeschaffenheit

Die Hydrogeologie hängt natürlich eng mit dem Aufbau des Gebirges zusammen, welches bereits eingehend beschrieben wurde.

Das Grundgebirge mit Gneis und Granit ist weitgehend wasserundurchlässig. Lediglich an Klüften und Verwerfungen kann sich hier Wasser sammeln und Quellen geringer Schüttung bilden. So wurden für die historische Wasserversorgung von Villingen in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts westlich der Stadt im Schwarzwald mehr als 40 Quellen gefasst, um eine gesicherte Schüttung von 15 L/s zu erhalten.

Diese Wässer sind wegen der hohen chemischen Beständigkeit und der geringen Wasserlöslichkeit des wasserführenden Gesteins äußerst arm an Mineralien. Sie liegen durchgehend im unteren Härtebereich 1, durch die gelöste Kohlensäure sind sie aber extrem sauer mit pH-Werten bis 5.

Der Buntsandstein ist zwar durch seinen Aufbau porös, aber so dicht gelagert, dass auch hier nur Quellen mäßiger Schüttung auftreten. Im Buntsandstein wird aber doch mit Aussicht auf Erfolg nach Wasser gebohrt, es existieren einige Trinkwasserbrunnen mit Schüttungen um 5 L/s. Auch hier sind die Wässer weich, also mineralarm, und sauer. Sie sind auch reduziert (arm an Sauerstoff) und führen aufgrund der Zusammensetzung des Gebirges Eisen und Mangan. Nicht selten wird in den Wässern des Buntsandsteins in der Region geogenes Arsen in Konzentrationen gefunden, die deutlich über dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung liegen.

Der Muschelkalk ist stark verkarstet und hat in der Region große Einzugsgebiete insbesondere auf der Baar und im Heckengäu. Daher treten in den Tälern zahlreiche teils sehr starke Quellen zu Tage, während die Hochflächen wegen der Versickerung im Karst trocken sind und traditionell unter Wassermangel leiden.

Die Wässer aus dem Muschelkalk sind üblicherweise hart bis sehr hart und mineralreich. Dies kommt zum einen natürlich vom Kalk als Hauptbestandteil des Aquifers, aber auch von den darin eingeschlossenen Sedimenten aus Gips und Salz. Auf dem Muschelkalk wird auch intensiver Ackerbau betrieben, da die Böden einigermaßen fruchtbar und das Klima noch erträglich ist. Daher werden in diesen Wässern häufig erhöhte Nitratgehalte bis über 40 mg/L festgestellt.

Hauptaquifer im Osten der Region sind einzelne Schichten des weißen Jura. Auch sie bilden sehr starke Quellen mit Schüttungen bis zu 200 L/s. Diese sind aber - auch wie die Quellen im Muschelkalk - sehr anfällig für Trübungen und reagieren mit Quantität und Qualität des Wassers sehr stark und sehr schnell auf Niederschläge. Das Wasser aus dem weißen Jura ist weniger hart, nur bis etwa 17 ° dH, da hier das Gestein aus reinem Kalk ohne Einschlüsse von anderen Mineralien wie Gips oder Salz besteht.

Auch die Nitratgehalte sind geringer, da die Vorkommen im Jura ihre Einzugsgebiete auf den Höhen der Schwäbischen Alb haben. Hier auf der Höhe wird aus klimatischen Gründen nur wenig Getreide angebaut, es überwiegt ganz deutlich die extensive Nutzung mit Grünland und Wald.

Die hohe Durchlässigkeit des Jura, der starke Quellen zu verdanken sind, führt aber auch zu einem seltenen geologischen Phänomen: Zwischen Immendingen und Beuron hat die Donau mit ihrem Flussbett mehrere Klüfte im Karst angeschnitten. Da hier der Grundwasserspiegel aber deutlich unter der Flusssohle liegt, verschwinden erhebliche Mengen an Wasser im Untergrund. Untersuchungen seit dem 19. Jahrhundert haben ergeben, dass dieses Wasser im Aachtopf, der stärksten Quelle Deutschlands, wieder zu Tage tritt.

Nach der mir vorliegenden Literatur war die Donau erst 1874 zum ersten mal vollständig versickert. Heute liegt das Flussbett an bis zu 100 Tagen im Jahr trocken, die obere Donau ist also ein Viertel des Jahres ein Nebenfluss des Rheins.

Insgesamt sind die Wässer in der Region also entweder sehr weich oder sehr hart. Störend für die Wasserversorgung sind die geogenen Beimengungen von Eisen, Mangan, und teilweise Arsen bei den reduzierten Wässern aus dem Buntsandstein. Den Wässern aus allen Schichten ist zu eigen, dass sie sehr anfällig für Trübungen sind und deshalb durchgängig mikrobiologisch kritisch zu bewerten sind. Von den anthropogenen Störstoffen bereitet nach wie vor der bei Wässern aus dem Muschelkalk der deutlich erhöhte Nitratgehalt Sorge.


Abb. 3: Entwicklung des Nitratgehaltes im Untersuchungszeitraum


Abb. 4: Nitratmittelwerte von datenkonsistenten Messstellen im Landkreis Rottweil

Am Beispiel von verschiedenen Vorkommen aus dem Landkreis Rottweil ist zu erkennen, dass sowohl bei hohen als auch mittleren Nitratbelastungen seit 1990 keine Besserung festgestellt werden kann. Hier ist die Landwirtschaft wohl noch energischer in die Pflicht zu nehmen.

Für Atrazin zeigt das Verbot nach und nach doch Wirkung. Bei der Beprobung im Jahr 2002 wurde in der Region kein Positiv-Befund mehr festgestellt, bei seinem Metaboliten Desethylatrazin nur noch einer. Eine klare Politik hat also durchaus einen positiven Einfluss auf die Grundwasserqualität.


Abb. 5: Entwicklung der Atrazinkonzentrationen im Untersuchungszeitraum


Abb. 6: Entwicklung der Desethylkonzentrationen im Untersuchungszeitraum

Unterhalb der Städte, alten Industrieanlagen und Müllkippen findet man auch Reste von Lösungsmitteln, überwiegend "Tri" und "Per", im Wasser. Diese wurden in der hier früher stark vertretenen Uhren- und Feinmechanikindustrie häufig und achtlos genutzt. Die Konzentrationen liegen aber durchgängig nicht über 10 % des Grenzwertes der TrinkwV 2001. Wie sich am Beispiel der Keckquellen bei Deißlingen zeigt, in deren Einzugsgebiet der gesamte Stadtbezirk Schwenningen liegt, waren die in großem Maßstab seit Ende der 80-er Jahre durchgeführten Altlastensanierungen durchaus hilfreich.

 

5 Struktur der Wasserversorgung

Aus der Beschreibung der Geologie und der Hydrogeologie erkennt man sofort, dass die ganze Region ein Wassermangelgebiet ist. Im Grundgebirge und im Buntsandstein gibt es nur schwache Quellen und Brunnen, die auch noch anfällig bei längeren Trockenzeiten sind.

Die Hochflächen der Baar und der Alb sind stark verkarstet, nutzbare Quellen gibt es nur in den engen und tiefen Tälern, die sich früher nicht für größere Ansiedlungen eigneten.

Hier gibt es keine großen Flüsse, in deren Tälern sich voluminöse Talschotter als zuverlässige und ergiebige Grundwasserspender bilden konnten. Und schließlich fehlen die eiszeitlichen Ablagerungen der Gletscher in der Region fast gänzlich.

Wo dann Wasser in größeren Mengen verfügbar ist, ist es sehr hart und bei starken Niederschlägen trüb. Dementsprechend hat sich auch die Wasserversorgung entwickelt.

Im Schwarzwald werden die zerstreut liegenden Gehöfte nach wie vor von einer Vielzahl kleiner und kleinster Quellen versorgt. Der Wanderer sieht die Sammelschächte sehr oft nahe beim Hof auf der Viehweide. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Region - nur auf der Schwarzwaldseite - nach wie vor ca. 3.000 solcher Einzelversorgungen existieren. Hier gibt es Gemeinden, wo der Anschlussgrad an die öffentliche Wasserversorgung lediglich bei 75 % der Bevölkerung liegt.

Ganz anders im übrigen Gebiet der Region. Hier haben sich die Siedlungen immer schon um die wenigen Wasservorkommen entwickelt. Hier gibt es grundsätzlich nur größere Wohnplätze, keine Einzelgehöfte.

Spätestens seit Beginn der Industrialisierung aber war Wasser in der Region ein knappes Gut, ein limitierender Faktor für die Entwicklung. So baute sich die aufstrebende Industriestadt Schwenningen im Jahr 1898 (damals noch das größte Dorf Württembergs) im Neckartal ein vom Neckar angetriebenes Pumpwerk mit einer 2 km langen Druckwasserleitung, leitete auch die Keckquellen aus 2 km Entfernung bei und förderte das Quellwasser über fast 7 km und 150 m Höhenunterschied zur Stadt.
Andere Kommunen schlossen sich zu Zweckverbänden zusammen, um das in den Tälern reichlicher fließende Wasser gemeinsam auf die Höhe zu fördern und zu verteilen. Nicht überall war damit der Notstand nachhaltig behoben. Erst der Bau der ersten Bodenseewasserleitung in den späten 50er Jahren brachte dann für die ganze Region eine Verbesserung der Versorgungssituation. Bis über Triberg hinaus reicht die bei Spaichingen von der Hauptleitung abgehende "Schwarzwaldleitung".

Manche Stadt bediente sich auch des Bodenseewassers, um ihren Bürgern endlich weicheres Wasser liefern zu können und mischt damit das harte Eigenwasser.

Seit dann noch die Wasserversorgung Kleine Kinzig gebaut wurde, haben fast alle größeren Städte der Region Anschluss an eine Fernwasserversorgung und sind auch mehr oder weniger stark von ihr abhängig.

So gibt es in der Region ein buntes Gemisch aus Eigenwasserversorgungen, Gemeindewasserwerken, Gruppenwasserversorgung und Fernwasserbezug. Die Wässer der Region sind aber überwiegend gerade in hygienischer Hinsicht problematisch. Sie müssen wohl überwiegend vor dem Hintergrund der novellierten Trinkwasserverordnung neu betrachtet werden.

 

6 Sanierung des Wasserwerks Keckquellen


3.6.1 Beschreibung des Wasserwerks

Wenige Kilometer nördlich von Schwenningen, dort wo der junge Neckar die Baar verlässt und in ein enges Tal eintritt, entspringen auf der Talsohle aus dem Muschelkalk die Keckquellen. Der Neckar hat hier sein Tal bis auf den Grundwasserhorizont des Karsts eingegraben, so dass das Wasser an vielen Stellen mit unterschiedlichen Schüttungen austritt. Die beiden größten Austritte, die Keckquellen I und II werden für die Wasserversorgung genutzt.

Das damalige Dorf Schwenningen, wegen der infolge der Industrialisierung gestiegenen Bevölkerung in akuter Wassernot, fasste 1898 die Quelle, staute den Neckar, baute ein Pumpwerk und förderte seitdem mit Wasserkraft das Quellwasser über 7 km und 150 m Höhenunterschied zur Stadt. Die Pumpenleistung reichte aber schon bald nicht mehr aus, so wurden zusätzlich Elektromotoren installiert. Und in den 30er Jahren wurde eine Sandfilteranlage errichtet, weil die immer wieder auftretenden Trübungen der Quelle nicht mehr hinzunehmen waren. Um diese Zeit gründete die Stadt Trossingen mit einigen Gemeinden in ihrer Umgebung den Zweckverband Baarwasserversorgung, der sich die Quelle II erschloss. Mit dem Bau der A 81 in den frühen Siebziger Jahren entstand die Besorgnis, dass die Quellen durch den Verkehr beeinträchtigt würden. Deshalb schlossen sich die Stadt Schwenningen, der Zweckverband Baarwasserversorgung und die Gemeinde Deißlingen zum Zweckverband Keckquellen zusammen und bauten gemeinsam das heutige Wasserwerk.

Wie erwähnt nutzt das Werk die beiden größten Quellen, deren Schüttung fast ständig über 150 L/s liegt. Das Wasserrecht ist in Abhängigkeit von der Wasserführung des Neckars festgelegt auf 75 L/s bis 150 L/s.

Das Quellwasser wird in einem Rohwasserbehälter gesammelt und hier mit den Rohwasserpumpen entnommen. Die Aufbereitung ist klassisch: Ozonung, Flokkung, Filtration. Es sind drei offene Zweischichtfilter vorhanden, die Filterfläche beträgt je 27 m². Vor dem Reinwasserbehälter wird Chlor/Chlordioxid zugesetzt. Hier entnehmen die drei Verbandsmitglieder das von ihnen benötigte Wasser und fördern es zu ihren Versorgungsanlagen.

Nach nunmehr 30 Betriebsjahren waren zumindest die elektro- und maschinentechnischen Einrichtungen dringend erneuerungsbedürftig. Da gleichzeitig die Novelle der Trinkwasserverordnung neue Anforderungen an die Aufbereitung brachte, sollte eine Untersuchung Klarheit verschaffen, welche Aufbereitungstechnolgie den neuen Anforderungen entspricht. Mit dieser Studie wurde das TZW in Karlsruhe beauftragt.


3.6.2 Messprogramm

Das TZW (Dipl.-Ing. Baldauf, Dipl.-Ing. Stauder) schlug vor, ein Messprogramm durchzuführen, mit dem die Wirksamkeit der vorhandenen Aufbereitung zu unterschiedlichen Zeitpunkten und insbesondere auch bei wechselnden Rohwassertrübungen gemessen werden sollte. Hierzu wurden insgesamt sechs Messreihen durchgeführt, bei der an allen relevanten Stufen der Anlage Proben entnommen wurden.

Im Rohwasser wurde die chemisch- physikalische Beschaffenheit bestimmt, Trübung und Partikelgehalt sowie anthropogene Störstoffe, da im Einzugsgebiet die Stadt Schwenningen mit ihren Industriealtlasten liegt und auf der Baar ziemlich intensiv Landwirtschaft betrieben wird. Aus der gewerblichen Tätigkeit finden sich immer noch die alten Bekannten "Tri" und "Per" mit allerdings abnehmender Tendenz. So liegt die Summe bei nur noch ca. 1,3 µg/L und damit bei 1/8 des Grenzwerts. Die Landwirtschaft ist hier nach wie vor mit einem Nitratgehalt von ca. 28 mg/L vertreten. Atrazin und seine Metaboliten, die noch jahrelang nach dem Verbot gefunden wurden, sind wohl endlich verschwunden.

Ansonsten weist das Wasser die bekannte Zusammensetzung eines Wassers aus dem Muschelkalk auf mit relativ hoher Härte (ca. 26,3 °dH), es ist kalkabscheidend und enthält ziemlich viel Sulfat (über 120 mg/L). Der Sauerstoffgehalt liegt mit ca. 6 - 7 mg/L bei etwa 60 % des Sättigungswertes.

Das Wasser ist üblicherweise relativ klar, doch konnte auch eine Messreihe bei Trübung von 15 FNU gefahren werden. Durchgängig wurden im Rohwasser - wie zu erwarten - E. coli, Coliforme, Fäkalstreptokokken, Clostridien und Cryptosporidien in unterschiedlicher Anzahl gefunden.

Wesentlich für die Beurteilung der Wirksamkeit der Aufbereitung ist die Ermittlung der Elimination von Trübstoffen und Partikeln, denn damit einher geht auch die Entfernung von Bakterien und Parasiten. So blieb selbst bei hohen Rohwassertrübungen im Reinwasser die Trübung unter 0,1 FNU. Die Gesamtpartikelzahl lag dabei in der Regel unter 30 - 40 je mL, lediglich im Extremfall bei einer Rohwassertrübung von 15 FNU lag sie bei 240 je ml. In dem für die Entfernung von Parasiten relevanten Bereich von 3 - 18 µm Partikelgröße wurde in allen Fällen eine weitgehende Elimination erreicht.

Untersuchungen an verschiedenen Stufen und bei wechselnden Betriebszuständen brachten weitere interessante Ergebnisse. So bringt die Ozonung allein eine weitgehende, aber keine ausreichende Desinfektion. Ohne Ozonung werden die Bakterien im Filter aber auch nicht in ausreichendem Maß entfernt. Die Clostridien dagegen passieren die Ozonung praktisch unbeeinträchtigt und werden erst im Filter vollständig eliminiert.

Wesentlich für die Beurteilung der Aufbereitung ist auch die Bestimmung des Wiederverkeimungspotenzials. Hierzu wird gemessen, wie sich die Trübung des Reinwassers infolge Bakterienwachstums verändert. Diese Untersuchung wurde mit dem Reinwasser durchgeführt, das bei der höchsten gemessenen Rohwassertrübung (15 FNU) produziert wurde. Es ergab sich hier ein Wiederverkeimungspotenzial von 61 µg/L Acetat-C-Äquivalenten. Zwar kann bei diesem Wert eine Wiederverkeimung im Netz unter ungünstigen Umständen nicht vollständig ausgeschlossen werden, aus der Rohwassertrübung bei dem Versuch kann aber geschlossen werden, dass die Reinwassertrübung bei weniger ungünstigen Verhältnissen in der Regel deutlich unter 50 µg/L liegen wird und damit eine Aufkeimung nicht zu befürchten sein wird.


3.6.3 Empfehlungen zur Sanierung

Zunächst wird in der Studie festgestellt, dass die Umrüstung des Wasserwerks auf Membranfiltration allein zwar eine konstantere Wasserqualität auf der Reinwasserseite bringen würde. Wegen des temporären Vorhandenseins von gelösten organischen Störstoffen kann aber auf eine vorgeschaltete Oxidation mittels Ozon und anschließender Flockungsfiltration nicht verzichtet werden.

Die vorhandene Aufbereitung, insbesondere die Filter, ist gut in ihrer Wirksamkeit und kann durch Optimierung der Dosierung des Ozons und des Flokkungsmittels weiter verbessert werden. Die Notwendigkeit für eine zusätzliche Membranfiltration ist damit nicht gegeben.

Bei hohen Rohwassertrübungen, wie sie bei Starkregen oder in der Schneeschmelze kurzfristig auftreten können, könnte die Eliminationsleistung der Filter nicht ausreichen. Gerade deshalb muss der Betrieb des Werks und die Flockungsmitteldosierung nach der technischen Erneuerung überprüft und optimiert werden. Sollte sich dann zeigen, dass in Extremfällen weiterhin die Anlagenleistung nicht den Anforderungen genügt, könnte dem mit einer kurzzeitigen Stilllegung des Werks genügt werden.

Mit diesen Empfehlungen wurde jetzt die Sanierung des Wasserwerks Keckquellen geplant. Die beschriebene Untersuchung brachte dabei nicht nur ein hohes Maß an Sicherheit bei der Bestimmung und Auslegung der Technologie. Durch den Erhalt der Filter und den Verzicht auf eine Membranfiltration konnten die Kosten für die Sanierung in vertretbarem Rahmen gehalten werden.